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Leben mit Demenz: So finden Angehörige Entlastung

12.8.2025

Eine Demenz-Diagnose trifft selten nur eine Person. Sie verändert Beziehungen, Routinen, Pläne – das ganze Leben. Für Betroffene ist es oft der Beginn eines langen Abschieds von Selbstverständlichem: Orientierung, Sprache, Selbstständigkeit. Für Angehörige beginnt gleichzeitig eine Phase voller Fragen, Unsicherheiten und emotionaler Belastungen.

Gemalte Rückansicht eines älteren Paares in abstrakter Umgebung.

Wenn Erinnerungen verschwimmen, beginnt oft eine emotionale Achterbahnfahrt – nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für das ganze Umfeld. Was bleibt, ist oft eine grosse Unsicherheit: Was kommt jetzt auf uns zu?

Viele berichten, dass sie sich nach der Diagnose allein gelassen fühlen. "Was jetzt?" – diese Frage bleibt häufig unbeantwortet. Es fehlt an klaren Anlaufstellen, an verständlichen Informationen – und an emotionaler Begleitung. Denn Demenz betrifft nicht nur das Gehirn, sondern das ganze Leben.

Die Gefühle der Angehörigen: Achterbahn, schlechtes Gewissen & Überforderung

Angehörige übernehmen oft früh Verantwortung – und stehen dabei selbst unter Druck. Sie wollen helfen, unterstützen, alles richtig machen. Doch: Was ist eigentlich "richtig"? Viele erleben eine permanente Gratwanderung zwischen Fürsorge und Überforderung, zwischen Geduld und Verzweiflung.

In Momenten grosser Überforderung und Traurigkeit, können Gedanken auftauchen, über die kaum jemand spricht – und doch kennen sie viele. "Ich darf nicht wütend werden, wenn er oder sie zum dritten Mal dieselbe Frage stellt" – "Ich weiss, dass er oder sie nicht mehr anders kann – aber es nervt mich trotzdem" – "Warum steht die benutzte Tasse wieder neben dem Fernseher und auf dem Tisch, wie früher?". 

Alleine solche Gedanken können ein schlechtes Gewissen auslösen. Wenn dann doch mal ein Satz herausrutscht, den man später bereut, lässt sich das oft nur schwer mit dem eigenen Anspruch an liebevolle Betreuung vereinbaren. 

Hinzu kommen Schuldgefühle: Reagiere ich noch liebevoll genug? Darf ich überfordert sein? Wo bleibe ich selbst in diesem neuen Alltag? Nicht selten schweigen Angehörige über ihre Erschöpfung – aus Angst, undankbar zu wirken oder weil sie das Gefühl haben, "funktionieren" zu müssen.

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Wenn Orientierung fehlt: Erste Schritte für Angehörige

Nach der Diagnose beginnt oft eine anstrengende Recherchephase: Welche Unterstützung gibt es? Wer hilft bei Anträgen, Finanzierung, Pflege? Welche Rechte habe ich? Was steht mir zu? Die Informationen sind da – aber oft überfordernd, unübersichtlich und nicht auf einen Blick zugänglich.

Der Informationsdschungel kann ermüdend sein und einen ohnmächtig fühlen lassen. Trotzdem lohnt es sich, bei regionalen Informationsstellen einen Beratungstermin auszumachen und gut vorbereitet mit Fragen dorthin zu gehen. Auch Abklärungen bezüglich finanzieller Unterstützung und der Finanzierung von Hilfsmitteln können im Endeffekt eine Entlastung bringen. 

Oft unterschätzt und meist sehr schwierig zu finden sind Entlastungsangebote. Gerade für Angehörige wie Partner oder Kinder, ist es jedoch besonders wichtig, dass sie Entlastung und Unterstützung erhalten. Tagesstrukturen oder organisierte Ausflüge für Menschen mit Demenz können hier Abhilfe leisten. Solche Strukturen und Angebote sind zudem auch für die Betroffenen oftmals eine Abwechslung vom Alltag und können ihnen eine Umgebung bieten, welche ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Hilfreiche erste Schritte

Auch Betroffene brauchen Halt – nicht nur Hilfe

Menschen mit beginnender Demenz spüren sehr wohl, dass etwas nicht stimmt. Die Diagnose kann ein Schock sein, viele reagieren mit Rückzug, Trauer, Scham oder Angst. Sie wollen Angehörige nicht belasten – oder haben selbst keine Worte für das, was sich gerade verändert. Deshalb ist es so wichtig, ihnen mit Verständnis und Geduld zu begegnen – und nicht nur mit praktischen Hilfen.

Was Betroffene oft brauchen:

  • Emotionale Sicherheit: Menschen, die da sind und zuhören – ohne zu bewerten
     
  • Strukturen, die Halt geben – ohne starr zu wirken
     
  • Eine Sprache, die nicht überfordert, sondern einlädt
     
  • Entscheidungen, die sie mittragen dürfen – so lange wie möglich

Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse der Betroffenen gehört, gesehen und ernst genommen werden. Was einem Menschen mit Demenz hilft, ist individuell und kann nicht pauschalisiert werden. Geht es um Sicherheit, medizinisch notwendige Abläufe oder andere unumgängliche Massnahmen, können die Wünsche der Betroffenen nicht immer erfüllt werden. Auch dies stellt oftmals eine Herausforderung für die Angehörigen dar: Was soll, darf und muss ich gar entscheiden – was ist eine Grenzüberschreitung, wo beginnt legitime Bevormundung und wo hört sie auf?

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Niemand muss alles alleine schaffen 

Viele Angehörige denken: "Ich muss das schaffen". Doch wer langfristig unterstützt, braucht selbst Unterstützung. Das ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Verantwortung. Es gibt Angebote, die helfen, den Alltag zu strukturieren und zu entlasten: von ambulanten Diensten über Begleitpersonen bis hin zu technischer Unterstützung oder psychologischer Beratung.

Auch eine begleitete Demenzberatung kann helfen, emotionale und praktische Fragen zu klären – individuell, im Tempo der Betroffenen und Angehörigen.

Was wir aus der Praxis sehen

In unserer Arbeit erleben wir täglich, wie viel Unsicherheit am Anfang steht. Doch wir sehen auch, wie viel sich verändern kann, wenn die richtigen Menschen und Hilfen zusammenkommen. Ein gutes Gespräch. Ein offenes Ohr. Eine kleine Veränderung, die im Alltag grosse Wirkung zeigt. Und das Wissen: Wir sind nicht allein. 

Die pflegenden Angehörigen, die wir begleiten, berichten oft, wie herausfordernd vor allem die erste Zeit nach der Diagnose ist – oder sogar schon davor, wenn erste Veränderungen spürbar werden, aber noch keine Klarheit herrscht. Aus unserer Erfahrung wissen wir: Je früher man sich Unterstützung holt, desto besser lässt sich der Alltag gestalten – bevor die Überforderung zu gross wird.

Melden Sie sich gerne für ein unverbindliches Gespräch – wir sind da, wenn Sie bereit sind.

Fazit: Demenz ist nicht nur eine medizinische Diagnose – sondern eine Beziehungskrise, die neue Wege braucht

Demenz betrifft das Herz genauso wie den Verstand. Deshalb braucht es mehr als Medikamente und Checklisten. Es braucht Raum für Trauer, für Wut, für Hoffnung. Für Fragen ohne Antworten. Und für Menschen, die zuhören, begleiten und unterstützen – auf Augenhöhe.

Wenn wir das verstehen, können wir Demenz menschlicher gestalten. Nicht nur für die, die erkranken. Sondern für alle, die mitgehen.

Wir sind gerne für Sie da

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf für ein unverbindliches Gespräch. Wir schauen gerne Ihre Situation individuell mit Ihnen an. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht. 

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