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Alzheimer oder Demenz – was ist der Unterschied?
2.9.2025
Wenn bei einem geliebten Menschen das Gedächtnis nachlässt, Namen vergessen werden oder sich der Alltag plötzlich verändert, tauchen oft viele Fragen auf. Eine der häufigsten ist: Ist das schon Alzheimer? Oder ist es "nur" Demenz? Die Begriffe werden im Alltag oft gleichbedeutend verwendet – doch sie bedeuten nicht dasselbe. In diesem Artikel erklären wir den Unterschied und warum es wichtig ist, ihn zu kennen.

Was ist Demenz?
Demenz ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, bei denen geistige Fähigkeiten nach und nach verloren gehen. Menschen mit Demenz haben zunehmende Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken, sich sprachlich auszudrücken, sich zu orientieren oder aufmerksam zu bleiben. Auch das Denkvermögen und die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, können nachlassen.
Diese Veränderungen sind nicht einfach Teil des normalen Altern – sie gehen deutlich über die übliche altersbedingte Vergesslichkeit hinaus und beeinträchtigen das alltägliche Leben oft erheblich. Je nach Form und Ursache der Demenz können die Symptome unterschiedlich ausgeprägt sein. Die Alzheimer-Krankheit ist dabei die häufigste Form, aber längst nicht die einzige.
Eine Übersicht verschiedener Demenzformen

Alzheimer, die häufigste Form der Demenz
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Schätzungen zufolge sind rund 60 bis 70 Prozent aller Demenzerkrankungen auf Alzheimer zurückzuführen. Sie betrifft vor allem ältere Menschen, kann aber in seltenen Fällen auch bereits vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Charakteristisch für Alzheimer ist, dass bestimmte Bereiche des Gehirns langsam, aber unaufhaltsam ihre Funktion verlieren – insbesondere jene Regionen, die für Gedächtnis, Orientierung und Sprache zuständig sind.

Was löst Alzheimer im Körper aus?
Bei Alzheimer verändern sich bestimmte Eiweisse im Gehirn. Zwei davon – Amyloid-Beta und Tau – stören die Zellkommunikation und zerstören nach und nach Nervenzellen. Die Proteine lagern sich zwischen den Nervenzellen ab und bilden sogenannte Plaques. Diese Ablagerungen stören die Kommunikation zwischen den Zellen. Gleichzeitig verändern sich die Tau-Proteine im Inneren der Nervenzellen. Sie verklumpen und führen dazu, dass das innere Stützskelett der Zellen zusammenbricht. Dadurch sterben die Nervenzellen ab – ein Prozess, der sich im Laufe der Erkrankung immer weiter ausbreitet.
Man kann sich das vorstellen wie ein Strassennetz in einer Stadt: Die Nervenzellen sind wie Häuser, die über Strassen miteinander verbunden sind. Über diese Strassen werden Nachrichten und Informationen transportiert. Bei Alzheimer wird dieses Netz Stück für Stück zerstört. Die Plaques wirken wie grosse Schlaglöcher oder Strassensperren, die den Verkehr behindern. Gleichzeitig brechen in den Häusern selbst wichtige tragende Wände weg – sie stürzen ein und können nicht mehr funktionieren. So verliert das Gehirn nach und nach seine Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, weiterzugeben oder abzurufen.
Zuerst sind meist die Bereiche betroffen, die für das Kurzzeitgedächtnis und die räumliche Orientierung zuständig sind. Das liegt daran, dass die Krankheit in einer Hirnregion beginnt, die wie ein zentrales Drehkreuz für neue Informationen funktioniert – dem sogenannten Hippocampus. Wenn in diesem Bereich die Verbindungen blockiert oder zerstört werden, können neue Eindrücke nicht mehr richtig gespeichert werden. Deshalb vergessen Betroffene zum Beispiel kürzliche Gespräche oder verlegen Gegenstände.
Ältere Erinnerungen sind davon zunächst nicht betroffen, da sie in anderen Hirnregionen gespeichert sind, die erst im späteren Verlauf der Krankheit in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb können sich Betroffene oft noch gut an Ereignisse aus ihrer Kindheit oder Jugend erinnern, obwohl sie gleichzeitig Schwierigkeiten haben, sich an Dinge zu erinnern, die gerade erst passiert sind.
Im weiteren Verlauf greifen die Veränderungen auf andere Hirnregionen über, was zu immer umfassenderen Beeinträchtigungen führt – bis hin zum Verlust grundlegender Alltagsfähigkeiten.
Der Verlauf von Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich schleichend über mehrere Jahre. Zu Beginn sind die Veränderungen oft subtil und werden leicht mit normaler Vergesslichkeit verwechselt. Typisch ist, dass sich Betroffene zunächst Dinge schlechter merken können, die gerade erst passiert sind – etwa Gespräche, Termine oder alltägliche Aufgaben. Auch das Verlegen von Gegenständen tritt häufiger auf. Gleichzeitig zeigen sich erste Unsicherheiten in der zeitlichen und räumlichen Orientierung: Es fällt schwer, das Datum einzuordnen oder den Weg an vertraute Orte zu finden.
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung nehmen die geistigen Einschränkungen deutlich zu. Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, sich sprachlich auszudrücken. Die Suche nach passenden Worten kann länger dauern, Sätze bleiben unvollständig oder wirken verworren. Auch das Sprachverständnis lässt nach, was zu Missverständnissen im Gespräch führt.
Neben den kognitiven Fähigkeiten verändern sich häufig auch das Verhalten und die Persönlichkeit. Menschen mit Alzheimer wirken in dieser Phase oft ängstlich, misstrauisch oder gereizt. Manche ziehen sich zurück, weil sie spüren, dass ihnen der Alltag entgleitet. Andere zeigen Unruhe, laufen viel umher oder reagieren auf ihre Umwelt mit plötzlicher Verwirrung.
In einem fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen schliesslich auf umfassende Unterstützung angewiesen. Viele verlieren die Fähigkeit, sich selbst zu waschen, anzukleiden oder Mahlzeiten zuzubereiten. Auch das Erkennen vertrauter Menschen fällt schwer – selbst enge Angehörige oder der eigene Lebenspartner werden nicht mehr erkannt. Die Orientierung in Raum und Zeit geht vollständig verloren, oft auch das Verständnis für Situationen, Gespräche oder die eigene Lebensgeschichte.
Im Endstadium der Erkrankung sind grundlegende körperliche Funktionen wie das Schlucken oder die Kontrolle über Blase und Darm betroffen. Die Pflege wird in dieser Phase besonders herausfordernd, da sowohl körperliche als auch emotionale Nähe wichtig bleiben – auch wenn die sprachliche Kommunikation kaum noch möglich ist.
Weitere Demenzformen

Auch wenn Alzheimer die häufigste Ursache für eine Demenzerkrankung ist, gibt es eine ganze Reihe weiterer Formen – jede mit eigenen Merkmalen, Ursachen und Verläufen. Eine genaue medizinische Abklärung ist daher entscheidend, um die passende Behandlung und Betreuung zu ermöglichen.
Die vaskuläre Demenz
Diese Form der Demenz entsteht durch eine unzureichende Durchblutung des Gehirns, wodurch Nervenzellen dauerhaft geschädigt werden. Ursache können kleine oder grössere Schlaganfälle, chronisch verengte Gefässe oder auch anhaltend hoher Blutdruck sein. Die Symptome hängen stark davon ab, welche Hirnregionen betroffen sind. Anders als bei Alzheimer beginnt die vaskuläre Demenz oft plötzlich – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – und schreitet dann stufenweise fort. Betroffene zeigen häufig Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Konzentration und Planungsfähigkeit, während das Gedächtnis zunächst noch weitgehend intakt bleiben kann. Auch Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit oder eine veränderte Reaktionsfähigkeit sind möglich. Im weiteren Verlauf ähnelt das Bild zunehmend anderen Demenzformen. Eine genaue Abklärung ist besonders wichtig, da bei dieser Form durch gezielte Behandlung der Risikofaktoren – etwa von Bluthochdruck oder Diabetes – das Fortschreiten der Erkrankung oft zumindest verlangsamt werden kann.
Die frontotemporale Demenz (FTD)
Von dieser Demenzform sind vor allem jüngere Menschen betroffen – oft bereits zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Sie beginnt oft mit auffälligen Veränderungen der Persönlichkeit, der Impulskontrolle und des sozialen Verhaltens. Betroffene wirken beispielsweise enthemmt, taktlos, distanzlos oder zunehmend gleichgültig gegenüber Mitmenschen. In vielen Fällen fehlt die Krankheitseinsicht, was die Situation für Angehörige zusätzlich belastet. Im Gegensatz zu Alzheimer bleibt das Gedächtnis zu Beginn oft erstaunlich gut erhalten. Stattdessen zeigen sich Veränderungen im emotionalen Erleben und in der Sprache: Manche Menschen reden ungewöhnlich viel oder wiederholen stereotype Floskeln, andere verstummen zunehmend. Im Verlauf kann es auch zu motorischen Auffälligkeiten kommen, ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit. Die frontotemporale Demenz schreitet in der Regel rascher voran als Alzheimer und erfordert eine spezialisierte Begleitung, insbesondere im Umgang mit herausforderndem Verhalten.
Die Lewy-Körperchen-Demenz
Charakteristisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit – Betroffene wirken zeitweise geistig sehr klar und sind kurz darauf wieder stark verwirrt. Hinzu kommen oft lebhafte optische Halluzinationen sowie Bewegungsstörungen, die denen von Parkinson ähneln. Auch Symptome wie Gangunsicherheit oder häufiges Hinfallen können bereits im frühen Verlauf auftreten. Auffällig ist zudem, dass sich Betroffene in bestimmten Situationen – etwa bei Arztterminen – manchmal deutlich wacher und strukturierter zeigen als im Alltag. Diese „guten Momente“ können die Diagnose erschweren. Wichtig ist auch: Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz reagieren oft empfindlich auf bestimmte Medikamente, insbesondere Antipsychotika, was eine präzise Diagnosestellung besonders notwendig macht.
Wieso eine genaue Diagnose so entscheidend ist
Alzheimer und andere Demenzformen ähneln sich in vielen Punkten – etwa in ihrer Wirkung auf Gedächtnis und Alltag – und doch unterscheiden sie sich deutlich in Verlauf, Behandlung und Prognose. Deshalb ist eine präzise medizinische Diagnose besonders wichtig. Sie schafft nicht nur Klarheit, sondern bildet auch die Grundlage für gezielte Unterstützung.
Nur mit einer fundierten Abklärung lässt sich:
- Die richtige Therapie einleiten: Je nach Demenzform gibt es unterschiedliche medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Bei Alzheimer können bestimmte Medikamente den Krankheitsverlauf verlangsamen, während bei vaskulärer Demenz die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes im Vordergrund steht.
- Der Alltag besser planen: Wenn klar ist, welche Form der Demenz vorliegt, können Betroffene und Angehörige vorausschauender handeln. Es lassen sich passende Hilfsmittel, Routinen und Betreuungslösungen finden, die den Alltag erleichtern.
- Gezielte Unterstützung organisieren: Mit einer Diagnose haben Betroffene Anspruch auf Beratungsangebote, Entlastungsleistungen und Unterstützung im Alltag. Das reicht von Gedächtnistraining über Ergotherapie bis hin zu sozialrechtlicher Hilfe.
- Die Angehörigen frühzeitig entlasten: Wer frühzeitig informiert ist, kann sich besser auf die kommenden Herausforderungen einstellen. Schulungen, Gespräche mit Fachpersonen und Austausch mit anderen Betroffenen helfen, Überforderung vorzubeugen und gemeinsam gute Wege im Umgang mit der Erkrankung zu finden.
Ein Gespräch mit der Hausärztin oder einem spezialisierten Zentrum für Gedächtnisstörungen kann der erste Schritt sein, um Klarheit zu gewinnen und weitere Schritte in die Wege zu leiten.
Angehörige von Demenzbetroffenen
Besonders für Angehörige ist es oft hilfreich, die spezifischen Symptome und Bedürfnisse ihrer dementen Angehörigen gut zu kennen. So lassen sich Alltagssituationen besser einschätzen, Belastungen reduzieren und gemeinsam individuelle Strategien entwickeln, die den Umgang erleichtern und die Lebensqualität für alle verbessern. Denn die Begleitung und Betreuung von Angehörigen mit Demenz kann eine grosse psychische Herausforderung sein. Mehr zum Thema Demenz und psychische Herausforderungen finden Sie in unserem Blogartikel Demenz und die Psyche.
Unser Team nimmt sich Zeit, um gemeinsam mit Ihnen und Ihren Angehörigen die jeweilige Situation zu verstehen – und passende Lösungen zu finden, die wirklich in Ihren Alltag passen. Ob bei der Einordnung erster Symptome, der Vorbereitung auf den Arztbesuch oder der Auswahl geeigneter Entlastungsangebote: Wir sind an Ihrer Seite – verständlich, menschlich und mit viel Erfahrung aus der Praxis. Denn bei Demenz zählt nicht nur Wissen, sondern Vertrauen.
Fazit
Demenz ist der Überbegriff – Alzheimer eine der häufigsten Ursachen. Wer den Unterschied kennt, kann Symptome besser einordnen und schneller reagieren. Denn je früher eine Diagnose gestellt wird, desto besser lässt sich der Alltag gestalten – für Betroffene und Angehörige.