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8.11.2024
Pflege zuhause oder doch der Umzug ins Heim? Über diese Frage entscheiden heute nicht nur die Einstellungen und Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Familien. Denn die Finanzierung in der Pflege ist ein undurchsichtiges System, das Fehlanreize schafft. Eines der Hauptprobleme: Die aktuelle Finanzierungsstruktur führt dazu, dass stationäre Pflegeleistungen in Heimen bevorzugt werden, obwohl eine ambulante Pflege oft die kostengünstigere und von den Gepflegten bevorzugte Lösung wäre. Die bevorstehende EFAS-Abstimmung über die Einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Pflege (EFAS) bietet eine Chance, diese Fehlanreize zu beseitigen und eine gerechtere Finanzierung zu schaffen.
Die Pflegefinanzierung in der Schweiz ist ein Flickenteppich: Stationäre Pflege in Pflegeheimen wird mehrheitlich von den Kantonen finanziert. Ambulante Pflege – also die Betreuung zuhause – wird dagegen überwiegend von den Krankenkassen getragen.
Das führt dazu, dass Menschen, die eigentlich ambulant betreut werden möchten, oft ins Heim ziehen müssen – wie ein Beispiel aus der Praxis von Arana Care zeigt. Ein Klient, der sich finanziell keine Betreuung zuhause leisten konnte, sollte gegen seinen Willen ins Heim verlegt werden, obwohl die Pflege und Betreuung zuhause günstiger gewesen wäre. Die Gemeinde bevorzugte dennoch den Heimplatz – weil sie so auf Kosten des Kantons finanziell profitiert. Dieses Beispiel zeigt, wie das aktuelle System Fehlanreize schafft, die für die Betroffenen oft nachteilige Entscheidungen bedeuten.
Die EFAS-Vorlage will genau diese Ungerechtigkeiten beseitigen, indem sie die Finanzierung von Pflegeleistungen vereinheitlicht. Die Finanzierung der ambulanten und stationären Pflege wird zusammengelegt. Dadurch fallen Anreize, stationäre Pflege auch dort zu bevorzugen, wo sie weder finanziell noch menschlich Sinn ergibt, weg.
Das System wird gerechter und transparenter. Im Mittelpunkt stünden dann endlich wieder die Bedürfnisse der gepflegten Menschen, unabhängig von finanziellen Aspekten. Gleichzeitig würde die Last fairer auf alle Steuer- und Prämienzahlenden verteilt, ohne dass eine Versorgungsform gegenüber der anderen bevorzugt würde.
Kritiker der EFAS-Vorlage befürchten, dass die Krankenkassenprämien durch die Integration stationärer Pflegekosten steigen könnten. Diese Sorge ist jedoch spekulativ und nicht belegt. Möglich ist sogar, dass die Kosten senken werden. Denn dadurch, dass mehr Behandlungen ambulant und nicht stationär erfolgen, kommt es zu einem Spareffekt. Ausserdem sind Krankenkassenprämien im Gegensatz zu Einkommenssteuern nicht progressiv. Einkommensschwache Haushalte würden so unverhältnismässig stark belastet. Um dieses Problem anzugehen, gilt es aber nicht, EFAS abzulehnen: Vielmehr zeigen die Prämienverbilligungen, die in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut wurden, bereits jetzt Entlastungseffekte bei einkommensschwachen Haushalten. Damit bleibt EFAS für viele der gerechtere Weg, weil die Belastung auf eine breitere Basis verteilt wird.
Ein weiterer Vorteil der EFAS-Vorlage ist die landesweite Vereinheitlichung der Pflegefinanzierung. Bisher gibt es kantonale Unterschiede in der sogenannten Restfinanzierung, also dem Betrag, der nach Abzug der Krankenkassenleistung übrig bleibt und durch die Kantone gedeckt wird. EFAS eliminiert diese Unterschiede und schafft einen einheitlichen Beitragssatz. So wird die Pflegefinanzierung nicht nur gerechter, sondern auch für alle transparenter und leichter verständlich.
Die EFAS-Vorlage ist eine dringend notwendige Reform, die endlich eine faire Finanzierung der Pflege in der Schweiz sicherstellen kann. Anstatt gepflegte Menschen durch finanzielle Anreize in die stationäre Pflege zu drängen, sollten wir ihnen die Freiheit geben, dort betreut zu werden, wo es für sie am sinnvollsten ist – sei es zuhause oder im Pflegeheim. EFAS macht dies möglich, indem es die Finanzierung vereinfacht und auf eine breitere Basis stellt. So kann die Pflegefinanzierung endlich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert werden, anstatt an finanziellen Fehlanreizen festzuhalten, die zu unnötigen Ungerechtigkeiten führen.
Lohn & Unterstützung für die Pflege Ihrer Angehörigen.
Selbstbestimmt zuhause leben.